Eine Perücke ist oft der erste Schritt zurück ins Leben
« zurück zur ÜbersichtWenn Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Haar verlieren, verändert sich oft alles. Die Krankheit greift nicht nur in den Körper ein – sie trifft auch das Selbstbild, die Identität, das Gefühl von Weiblichkeit. Genau hier beginnt die Arbeit von Sarah Lenz. Als Breast Care Nurse begleitet sie Patientinnen durch diese sensible Zeit. Sie ist nicht nur medizinische Ansprechpartnerin, sondern oft auch seelischer Anker. In diesem Interview erzählt sie, was es bedeutet, jemanden durch den Haarverlust zu begleiten, warum eine Perücke weit mehr als nur Ersatz ist – und wie Haarspenden Hoffnung geben, wenn alles andere ins Wanken gerät:
Sarah, Sie begleiten Frauen mit Brustkrebs durch eine der schwierigsten Phasen ihres Lebens. Was bedeutet der Verlust der Haare für Ihre Patientinnen?
Es ist schwer in Worte zu fassen, wie tief das gehen kann. Viele meiner Patientinnen sagen: „Ich hab die Diagnose irgendwie weggesteckt. Aber als die Haare fielen – da war's real.“ Haare sind mehr als Styling. Sie sind Persönlichkeit. Kontrolle. Würde. Wenn sie gehen, schauen die Menschen anders. Und man selbst auch.
Gibt es eine Situation, die Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?
Ja. Ich denke oft an eine Patientin, Mitte 30, alleinerziehend, zwei kleine Kinder. Wir standen gemeinsam im Spiegelraum, sie hielt die Perücke in der Hand und zitterte. Dann setzte sie sie auf, sah sich an – und die Tränen liefen. Nicht aus Trauer. Sondern aus Erleichterung. Sie sagte nur: „Jetzt kann ich morgen die Brotdose machen, ohne dass meine Tochter fragt, warum ich krank aussehe.“ Dieser Moment... Das war so viel mehr als „nur“ Haarersatz. Es war eine Rückkehr zu sich selbst.
Wie erleben Sie die Bedeutung von Haarspenden in diesem Kontext?
Unterschätzt. Total. Die Patientinnen wissen oft nicht, woher die Haare kommen – aber wenn sie es erfahren, verändert das alles. „Eine fremde Frau hat für mich ihre Haare gespendet?“ – Das löst was aus. Das ist ein Stück Menschlichkeit, das kein Medikament ersetzen kann. Und wenn ich dann sage: „Ja. Diese Perücke wurde aus echter Haarspende gemacht.“ Dann kommt oft: „Ich spende auch, wenn ich durch bin.“
Was möchten Sie den Menschen sagen, die Haare spenden oder darüber nachdenken?
Machen Sie es. Wirklich. Sie schneiden nicht nur einen Zopf ab – Sie geben ein Stück Identität zurück. Vielleicht ein Bewerbungsgespräch. Einen Schultag. Einen ganz normalen Dienstag. Und glauben Sie mir: Das bleibt. Für immer.
Liebe Sarah, danke, dass du uns mitgenommen hast – in einen Alltag, der oft leise, aber so unglaublich kraftvoll ist. Deine Arbeit zeigt, dass medizinische Betreuung weit über Tabletten und Therapien hinausgeht.
Gerade onkologische Schulungen, wie du sie absolviert hast, machen einen immensen Unterschied: Sie schaffen Raum für echte Nähe, psychologisches Verständnis und die Fähigkeit, Menschen auch emotional durch eine schwere Krankheit zu begleiten.
Denn oft geht es nicht nur um körperliche Heilung – sondern darum, dass sich Patientinnen trotz allem gesehen, gehalten und mit Würde behandelt fühlen.
Du gibst Halt, wo Worte fehlen. Und du machst sichtbar, wie viel Stärke in echter Verbindung steckt.
Im Namen von haare-spenden.de sagen wir: Danke für dein Engagement, deine Zeit und deinen Blick auf das, was wirklich zählt.